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Deutschland süßsauer. Ein Streifzug durch das Einwanderungsland
Deutschland.
45
min. Autorenfilm.
Eilika Meinert. NDR 2009
Man muss nichts weiter tun als
hinschauen. In die Thüringer Würstchenbude von Qua Nam aus Saigon, in
Abdullahs arabischen Möbelladen, in die kurdische Bäckerei ums Eck
oder in Tatjanas russischen Friseursalon. Dann wird schnell klar, dass
50 Jahre, nachdem die ersten Gastarbeiter aus den Zügen stiegen, es
die Migranten nicht gibt. Die Einwanderermilieus präsentieren sich so
facettenreich und widersprüchlich wie die Mehrheitsgesellschaft auch.
In der
Dokumentation „Deutschland süßsauer“ begibt sich eine Deutsche ohne
Migrationshintergrund auf Entdeckungsreise. In der Hauptstadt Berlin
und der niedersächsischen Kleinstadt Freren trifft sie auf junge und
alte, gebildete und dumme, friedliche und aggressive Neudeutsche...
Die Dokumentation „Deutschland süßsauer“: kein politisch korrekter
Streifzug durch die arabisch-, türkisch-, kurdisch-, asiatisch- und
russisch- deutsche Wirklichkeit. Eher ein Film voller neugieriger
Blicke abseits offiziell geführter Integrationsdebatten, gespickt mit
überraschenden Momentaufnahmen, gewürzt mit unbequemen Fragen. Der
Film lebt von eher zufälligen Begegnungen mit Deutschen aus
unterschiedlichsten Kulturen und sozialen Schichten und kommt durch
sie zur Erkenntnis, dass Integration kein Zustand, sondern ein Prozess
mit vielen Unbekannten ist.
Stimmen zum Film:
Eingangs des Films dachte ich noch, dass es um die
übliche Auseinandersetzung mit Benachteiligung, Ghettoisierung etc.
gehen würde. Das änderte sich dann sehr rasch, weil mir zum einen der
Duktus des Films immer klarer wurde: die vorgestellten Personen waren
nicht Beweise für irgendwelche Um- oder Zustände, wurden also nicht
einfach benutzt oder gar vorgeführt, sondern standen in ihrer
jeweiligen Situation und Verfassung exemplarisch nachvollziehbar und
sogar sympathisch für Ist-Zustände unserer Gesellschaft, die sich
einfach nicht übersehen oder wegdiskutieren lassen; zum Anderen hat
mich der Text und seine Intonation beeindruckt. Beides stützt die
Such- und Erklärbewegungen des Films, der keine fertigen Antworten
anbieten will, sondern eher mit ein paar sehr bequemen Tabus aufräumt.
Das mag nun nicht jedem gefallen, ist aber für eine gesellschaftliche
Debatte einfach unerlässlich.
Adolf-Grimme-Akademie
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